Survival-Training – 24 Stunden im Wald

Auch wenn es zugegebenermaßen eher unwahrscheinlich ist, sich in heimischen Gefilden beim Wandern zu verirren – ein paar Tipps, wie man in der »Wildnis« zurechtkommt, können nie schaden. Unter fachkundiger Anleitung machte sich Stephanie Kreuzer auf zum »Survival-Training«!

Zecken, Fuchsbandwürmer, Wildschweine und Waldschrate – auf solcherlei »Gefahren« konzentrieren sich die vielschichtigen Warnungen meines Freundeskreises, bevor ich das Abenteuer »Übernachtung im Wald« in Angriff nehme. Viele erklären mich im Vorfeld für verrückt, eine solche Recherche wörtlich zu nehmen, aber dieses »Überlebenstraining« will ich mir nicht entgehen lassen.

Zumal jegliche Bedenken fehl am Platze sind, denn für gute Betreuung und fachliche Kompetenz ist wahrlich gesorgt: Matthias Blaß, Wildnisführer und -lehrer aus Tübingen, hat sein Wissen bei Nachfahren verschiedener Naturvölker erworben. Sein Lehrer in Sachen nordamerikanischer Scout-Tradition war Tom Brown, Schüler des legendären Apachen Stalking Wolf. Er will mir nun gerne diese einmalige Erfahrung verschaffen und erhält Unterstützung von Frank und Albrecht, zwei Teilnehmern an der von ihm angebotenen Weiterbildung in Natur- und Wildnispädagogik, die uns schließlich mit Rat und insbesondere mit Tat in die Taunuswälder begleiten.

Alle drei haben mir allerdings etwas ganz Wesentliches voraus: Sie fühlen sich in und mit der Natur pudelwohl und unter freiem Himmel anscheinend eher »zu Hause« als zwischen vier Wänden. Obwohl ich die Herrenrunde an diesem Tag zum ersten Mal sehe, bin ich sehr froh, sie für diese Nacht in meiner Nähe zu wissen.

Ab in den Taunuswald

Bepackt mit Isomatten, Schlafsäcken, Wasser und ein wenig Essbarem – ganz so wörtlich wollen wir das »Überlebenstraining« nun doch nicht nehmen – geht es also los. Zuerst mit dem Auto, schließlich zu Fuß tief in den Wald. Ein etwas abgelegenes Fleckchen soll es ja schon sein, zumal wir uns auch nicht in das Kreuzfeuer übereifriger Jäger legen wollen. Und so werden wir recht schnell fündig auf der Suche nach einer geeigneten Lagerstätte, die viel ebenen Platz zwischen hohen Bäumen bietet, ohne dass irgendwelches Gestrüpp im Unterholz stört. Jahrhundertealte Grenzsteine geben dem Ort sogar eine historische Bedeutung und einen angemessenen Rahmen.

Expertentipp

Survival-Guide Lars Konarek (www.larskonarek.de) verrät einen Trick, wie man Wasser mittels einer PET-Flasche reinigt, wenn auf einer Tour der Filter fehlt bzw. verlorengegangen ist: »Mit einer gewöhnlichen PET-Flasche kann man das meiste Wasser in der Wildnis aufbereiten, indem man Schmutzwasser erst durch ein T-Shirt oder ein Stück Stoff laufen lässt, um die groben Schwebteilchen zu entfernen. Anschließend füllt man eine klare PET-Flasche mit dem Wasser, entfernt alle Etiketten und legt diese für zwei Stunden in die pralle Sonne. Das UV-Licht der Sonne tötet die meisten Mikroorganismen ab und macht das Wasser trinkbar. Ist es bewölkt, muss man das Verfahren mindestens sechs Stunden anwenden.«

Ein Lager für die Nacht

Jetzt kann der Bau unseres Nachtlagers starten, doch zuvor ein bisschen Theorie zur Platzwahl: Mulden und Senken, in denen sich Wasser sammeln kann, eignen sich nicht zum Campieren. »Regen kommt ja meistens von Westen, insofern ist es empfehlenswert, sich an der wetterabgewandten Seite des Waldes zu orientieren«, rät Matthias. Und da leider nicht nur Gutes von oben kommt, muss man unbedingt beachten, ob gegebenenfalls Steinschlag droht, Lawinengefahr besteht oder Äste herabbrechen können. Auch ein Wildwechsel direkt am Schlafsack vorbei kann die Nachtruhe empfindlich stören. Nicht zuletzt spielt auch der Aspekt des Materialüberflusses, den wir kurz darauf noch zu würdigen wissen, eine Rolle: Alles, was zum Hüttenbau notwendig ist, sollte direkt vor Ort wirklich reichlich vorhanden sein.

So sind wir also ruck, zuck bei den Hauptthemen, von denen ein Überleben in der Wildnis entscheidend abhängt: Genügend Wasser und der Erhalt der Körperwärme. Da unsere Wasservorräte bis zum nächsten Morgen ausreichen, liegt unser Augenmerk erst einmal darauf, einen adäquaten Unterschlupf zu bauen. Das Material, das beste Isolation bietet, fällt im Wald quasi vom Himmel, nämlich Laub. Allerdings braucht man für eine optimal wärmende Laubhütte – angeblich soll man darin sogar bei Minustemperaturen nackt schlafen können, ohne zu frieren – wahre Berge an welken Blättern. Je nach Jahreszeit sind diese jedoch nicht überall in Hülle und Fülle und guter Qualität verfügbar, so dass wir uns im Spätsommer recht schwer tun, genug trockenes Material zu finden.

Das Grundgerüst der Hütte steht allerdings schnell: Ein armdicker und deutlich mehr als körperlanger Ast bildet den First, der in einer knie- bis schritthohen Astgabel ruht oder in entsprechender Höhe an einem Baum eingeklemmt wird. Nun werden kleinere Äste im 90-Grad-Winkel zueinander seitlich des Firsts aufgestellt, wobei man nur am höheren Ende eine Öffnung frei lässt. Dann wird alles mit Farn und Reisig sowie einer mindestens 30 Zentimeter dicken Laubschickt bedeckt. Auch die Hütte selbst ist möglichst komplett mit Laub ausgelegt, was dann wie ein wärmender Schlafsack funktioniert. Nach einiger Plackerei, die allein kaum zu bewältigen gewesen wäre, darf sich jetzt jeder mal ins dichte Blätterwerk kuscheln und probeliegen. Zugegebenermaßen kann man sich den wärmenden Effekt gut vorstellen, aber mir wäre dies für eine ganze Nacht entschieden zu eng, da es auch einiger Verrenkungen bedarf, rein- und rauszukrabbeln.

Text/Bilder: Stephanie Kreuzer

Den vollständigen Beitrag lesen Sie in der Ausgabe 03/2013.

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