Der Outdoor-Rucksack: Vom einfachen Tragegestell zum Funktionswunder

Der Rucksack liegt voll im Trend und hat sich in sämtlichen Lebenslagen bewährt: Ob als praktisches Accessoire in der Modewelt, als Schulrucksack oder Reisebegleiter. Einen besonderen Hype erfährt er jedoch derzeit im Outdoor-Segment. Ganz gleich, ob für das Backpacking, Wandern oder Trekking – mit dem richtigen Rucksack im Gepäck ist der Outdoor-Fan für alle Eventualitäten gerüstet. Dabei variieren die Ausstattung und Qualität je nach Einsatzgebiet und Komfortanspruch. Allerdings empfiehlt sich bei der Suche nach dem steten Begleiter, diesen im Vorfeld genau unter die Lupe zu nehmen, damit er am Ende nicht zur Last wird. Stephan von Dall’Armi von der Southbag GmbH hat sich mit den Kriterien beschäftigt, die ein Rucksack für das Backpacking erfüllen muss.

Einst war das Tragen von Lasten auf einfache Säcke beschränkt. Diese trugen die Menschen mühsam auf dem Rücken – bis die ersten Ideen von einem Rucksack entstanden. So reicht die Geschichte des Rucksacks als Transportmittel weit in die Vergangenheit zurück. Dabei bildet die Kraxe oder Rückentrage seine Urform – eine Vorrichtung aus Holz, mit deren Hilfe die Menschen (landwirtschaftliche) Produkte von A nach B transportieren konnten. Da der Rücken und die Hüfte zu den stabilsten und stärksten Bereichen des Körpers zählen, lassen sich somit schwere Lasten einfacher fortbewegen. Ein Pluspunkt des Rucksacks ist seit jeher die Armfreiheit, wodurch die Hände jederzeit zum Abstützen oder Klettern eingesetzt werden können.

Im Laufe der Zeit hat der Rucksack mehrere Evolutionsstufen durchlaufen und wurde mit immer stabileren Stoffen und neuen Ideen weiterentwickelt. Dadurch war es beispielsweise möglich, Fächer und Deckel in den Rucksack zu integrieren und diese durch Gurte und Schnallen miteinander zu verbinden oder zu befestigen. So bekamen die Rucksäcke in den vergangenen Jahren ein immer größeres und stabileres Tragesystem, das sukzessive für die verschiedenen Anforderungen beim Backpacking, Trekking oder Wandern und vielen weiteren Bereichen maßgeschneidert wurde. Der Rucksack hat sich damit über Jahrhunderte hinweg vom einfachen Tragegestell zum Funktionswunder etabliert – ein treuer Begleiter auf kurzen oder langen Reisen.

Rucksäcke für alle Abenteu(r)er: Vom Tagestouristen bis zum Weltenbummler

Das Backpacking bzw. der Rucksack-Tourismus findet seinen Ursprung im angloamerikanischen Raum. Junge Menschen reisten mit dem nötigsten Gepäck von einem Ort zum anderen. Dabei war der Rucksack-Tourismus eine preisgünstige Alternative zum Pauschalurlaub, denn die Unterkünfte wurden spontan ersucht und lagen möglichst abseits von denen der Pauschaltouristen. Eine stark frequentierte Reiseroute beim Backpacking war der „Hippie Trail“, der von Europa über Land nach Asien verläuft. Insbesondere Südostasien zog Backpacker an, da es als beliebtes Reiseziel sowie als Wiege des Alternativtourismus galt.

Heute hat sich das Backpacking weltweit etabliert. Fremde Länder und Kulturen zu entdecken, ist nahezu zum Trend avanciert. Zunehmend junge Menschen entdecken diese Reiseform für sich und suchen nach Abenteuern in der Weltgeschichte. So verschlägt es insbesondere Studenten und Schulabgänger häufig während oder nach dem Studium oder dem Schulabschluss als Backpacker in die Ferne, um vor dem Einstieg in die Berufswelt noch einmal tief durchzuatmen. Spontaneität und Zwanglosigkeit stehen dabei an erster Stelle, denn wer dem Alltag entflieht, gewinnt an Freiheit und Unabhängigkeit.

Ob ein Kurztrip oder ein Jahr im Ausland – sind die Ziele erst einmal gesteckt, so ist die richtige Ausstattung das A und O eines Weltenbummlers. Und diese beginnt bereits beim Rucksack. Der Weggefährte zählt zum wichtigsten Equipment eines Backpackers, da er tage-, wochen-, monate- und sogar jahrelang im Einsatz ist und verschiedenen Bedingungen standhalten muss. Schmerzende und wundgescheuerte Schultern und Hüftknochen durch einen „falschen“ Rucksack lassen die schönsten Abenteuer schnell zum Albtraum werden.

Eine tragende Rolle: Der Rucksack mit System

Daher muss im Vorfeld einer Reise das Vorhaben gut durchdacht sein. Denn im Gegensatz zu einem Rucksack, der für kurze Wanderungen oder Tagestouren ausgelegt ist, erfordert ein Rucksack für das Backpacking und Trekking ein hohes Volumen ab ca. 50 Litern aufwärts – für beispielsweise Schlafsack, Kleidung und Hygieneartikel. Zudem hat der Backpacker die Möglichkeit, Ausrüstungen wie Isoliermatte oder Stöcke und weitere Gegenstände außen zu befestigen.

Eine spezielle Eigenschaft eines derartigen Rucksacks ist der hohe Tragekomfort für lange Wege sowie die gute Balance zur Stabilisation des Gleichgewichts unter Last. Dabei bewirkt das Tragesystem bzw. der extrem breite Hüftgurt, der mit dem Beckenknochen abschließen muss, die Gewichtsübertragung auf die Hüfte, um die Schultern zu entlasten. Der Hüftknochen sollte hierbei vom Hüftgurt bedeckt sein. Um festzustellen, ob die Rückenlänge passt, wird der Rucksack mit einem typischen Gewicht belastet. Sämtliche Riemen müssen zunächst gelockert und der Rucksack erst im nächsten Schritt aufgesetzt werden. Sitzt dieser richtig, werden die Schultergurte langsam eng gezogen, bis ein erstes Gewicht auf den Schultern zu spüren ist. Dabei müssen die Träger diese sauber umschließen und der Lageverstellriemen leicht schräg von oben herab zum Träger verlaufen. Idealerweise liegt der Trägeransatz zwischen den Schulterblättern. Sind diese Kriterien erfüllt, stimmt die Rückenlänge überein.

Justieren lässt sich diese Art Rucksack mit den Lageverstellriemen. Werden diese stärker angezogen, gewinnt der Rucksack an Stabilität am Rücken, bei Lockerung hat der Backpacker mehr Bewegungsfreiheit. So kann auf längeren Touren die Lastenverteilung zwischen Schulter und Hüfte variieren. Der Brustgurt optimiert den Sitz der Schulterträger und sitzt ungefähr fünf Zentimeter unterhalb des Schlüsselbeins. Zur optimalen Anpassung des Rucksacks an den Rücken bieten manche Hersteller variable Rückensysteme an. So gibt es beispielsweise auch für die Anatomie der Frau maßgeschneiderte Rucksäcke, da Frauen in der Regel einen kürzeren Rücken besitzen als Männer. Auch der Hüftgurt wurde speziell an die weibliche Form der Hüfte angepasst. Für Menschen mit einer Größe von 1,85 bis 2 Meter gibt es ebenfalls einen geeigneten Begleiter. Hierfür wurden Rucksäcke entwickelt, deren Rückenlänge sechs bis neun Zentimeter länger ist als bei den normalen Modellen. Ebenso auf die Größe abgestimmt wurden hierbei das Volumen und der Platzbedarf. Das Rückensystem, die Eigenschaften und Details der einzelnen Modelle entsprechen dabei jedoch weiterhin dem Standardmodell.

Von hoher Bedeutung für mehrtägige Touren ist neben der optimalen Passform die Unterteilung der Fächer. Ein Boden- und ein Hauptfach sorgen daher für Ordnung im Rucksack. Eine in ihrer Höhe verstellbare Deckelklappe bringt zusätzliches Volumen und hilft dabei, die Bewegungs- und Kopffreiheit variabel abzustimmen. In den Seitentaschen am Rucksack können auf längeren Touren Trinkflaschen, kleine Utensilien oder wichtige Dokumente griffbereit verstaut werden. Daher sollte beim Kauf eines Rucksacks auch auf weitere Befestigungsmöglichkeiten geachtet werden. Denn diese erleichtern unter anderem die Anbringung von Isomatte, Zeltstangen, Pickel, Wanderstöcke und weiterem Equipment. Hierbei gibt es eine Vielzahl von verschiedenen Halterungen, die elastisch, leicht, sicher und einfach handzuhaben sind. Die Kompressionsriemen helfen dabei, das Gewicht an den Rücken heranzuholen und dieses dort zu fixieren. Allerdings sollte so wenig Ausrüstung wie möglich außen am Rucksack befestigt und auf eine gleichmäßige Gewichtsverteilung geachtet werden.

„Siebensachen“ richtig (an)packen: Die optimale Gewichtsverteilung

Die optimale Passform sowie die verschiedenen Fächer nutzen dem Backpacker jedoch nicht viel, wenn das Gewicht im Rucksack nicht richtig verteilt ist. Was ist hierbei zu beachten? Der Rucksack muss so gepackt werden, dass sich die schwere Ausrüstung wie Zelt, Proviant und Funktionsjacken nah am Rücken und möglichst in Schulterhöhe befindet. Schlafsack, Daunenjacken und andere leichte Gegenstände finden im Bodenfach ihren Platz. Mittelschwere Ausrüstung wie Kleidung werden im Idealfall außen im Hauptfach verstaut, wohingegen Kleinigkeiten im Deckelfach gut aufgehoben sind.

Allerdings variiert je nach Schwierigkeitsgrad der Tour auch das „Packmuster“. Denn im leichten Gelände wie auf Wanderwegen wird der Schwerpunkt nach oben verlagert und im schwierigen Gelände wie bei Hochtouren oder Klettersteigen nach unten und damit näher zum Körperschwerpunkt. Der Oberkörper wird zum Ausgleich zwar weiter nach vorne gebeugt, dafür lässt sich aber so die Balance besser halten.
Was für mehrtägige Touren gilt, wird bei langen zur Pflicht. Insbesondere bei längeren Trekking-Touren ist das Equipment vielfältig. Auch wenn es Rucksäcke mit 90 Litern Volumen gibt, sollten Backpacker immer beachten, dass sie ihren Rucksack viele Tage über Stock und Stein tragen müssen. Daher sollte ein Rucksack mit einem derartigen Volumen und mehr mit Bedacht gewählt werden. Es gibt zwar keine Faustregel, jedoch empfiehlt es sich, für das Gewicht eines Rucksacks den persönlichen Trainingszustand zu berücksichtigen. Bei Ungewissheit gilt für einen Mann: nicht mehr als 1/4 des Körpergewichts überschreiten.

Bestens in Form: Maßgeschneiderte Weggefährten für jedes Erlebnis

Viele Rucksäcke besitzen dem Verwendungszweck entsprechende Systeme – vom Wertsachenfach über ein Nassfach bis hin zum Trinksystem für Kletterer und vieles mehr. Das Muss eines jeden Rucksacks ist dabei jedoch eine solide Verarbeitung, doppelte Böden und verstärkte Nähte an Belastungsstellen. Backpacker-Rucksäcke zeichnen sich außerdem durch eine Polyester-Polyamid-Mischung aus, die wasserabweisend, schnell trocknend und leicht ist. Dennoch sollte eine Regenhülle für schlechtes Wetter zur Ausstattung gehören. Ein Boden mit Verstärkung und eine Verarbeitung aus abriebfestem Kunststoff tragen zur hohen Nutzungsabweisung bei.

Sind sämtliche Kriterien wie Material, Rückenlänge, optimale Passform, hoher Tragekomfort und weitere erfüllt, so stellt eine hohe Variantenvielfalt in Farbe, Form und Größe des künftigen Rucksacks den Besitzer vor weitere Herausforderungen. Aus diesem Grund sollten primär folgende Faktoren für die Kaufentscheidung ausschlaggebend sein: Wohin geht die Reise? Befindet sich der Zielort fernab der Zivilisation, in einem alpinen Gebiet oder in Südfrankreich? Findet die Übernachtung überwiegend im Freien statt oder sucht der Reisende entsprechende Unterkünfte auf? Diese und weitere Überlegungen tragen maßgeblich dazu bei, welche Ausrüstung und somit welcher Rucksack schließlich der richtige Begleiter ist.

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