Selvaggio Blu

Vier Tage blau machen auf Sardinien

Auf Sardinien wartet »die anspruchsvollste Trekkingtour« Europas auf Abenteuerlustige: der Selvaggio Blu bietet alpine Herausforderungen mit Klettereien und Abseilpassagen, gespickt mit echten Traumbuchten zum Baden und Schlafen. Dirk Steuerwald hat die wilden Wege an Sardiniens Ostküste in vollen Zügen genossen.

Text/Bilder: Dirk Steuerwald

Sonores Grunzen holt uns aus dem Traumland und läutet den endgültigen Abschied von unserem Abenteuer ein. Zwei Schweine mit 15 Ferkeln stehen vor unserem Biwakplatz in einer Traumbucht an Sardiniens Ostküste. Mit schmalen Augen spicken wir aus unseren Schlafsäcken in 34 Augenpaare. Hinter den wilden Strandschweinen laufen Wellen auf den Kieselstrand der Cala Sisine. Dort wird gleich das Boot anlanden, das uns in die Zivilisation zurück bringt. Schade eigentlich.

Fünf Tage früher: Peter lenkt seinen betagten Renault-Bus mit einer Seelenruhe über die holprigen Geländepisten im Hinterland der Ogliastra. Unsere Rucksäcke im Kofferraum springen im Takt der Unebenheiten. Heute sind sie bis zur Oberkante mit Wasserflaschen und Essensvorräten beladen. Über kurze Wanderungen laufen wir zu zwei strategisch platzierten Verstecken und richten jeweils ein Vorratsdepot am Wegesrand des Selvaggio Blu ein. Er gilt als eine der anspruchsvollsten Trekkingtouren Europas, auch weil es auf der viertägigen Tour weder Unterkunfts-, Einkehr- noch Einkaufsmöglichkeiten gibt. Deshalb genießen wir die Pizza am Abend mit Cafè und Gelato zum Nachtisch noch einmal umso mehr. Eine letzte Dusche, noch eine Nacht im Bett schlafen, dann beginnt das Abenteuer!

Die zwei Depots sind unsere ersten GPS-Wegpunkte auf dem Selvaggio Blu gewesen. Sollten wir sie nicht finden, müssten wir die Tour unweigerlich abbrechen. Doch nicht nur für diesen Zweck ist das GPS-Gerät auf dem »Wilden Blauen« (wörtlich übersetzt) Gold wert. Schon kurz nach dem Tour-Start in der Pedra Longa zeigt der Track ins weglose Gebüsch. Kein Schild, keine Markierung weit und breit. Ohne himmlischen Beistand vom Satellitensystem hätten wir uns schon hier ganz sicher verlaufen. Wegmarkierungen sind in großen Teilen der Tour Fehlanzeige. Deshalb empfehlen wir den hervorragenden GPS-Track von Mario Verin, den er vor drei Jahren mitsamt Buch und Karte veröffentlicht hat.

Allein mit Strand und Vollmond

Der erste Tag stellt Selvaggio-Blu-Neuankömmlinge auf eine harte Probe. Stundenlang geht es weglos über die messerscharfen Kalk-Rippen einer ausgedehnten Karst-Hochfläche und durch dichte, stachelige Macchia. Neun Stunden reine Gehzeit schlägt Marios Buch vor, bei Orientierungsschwierigkeiten – die hier selbst mit GPS fast jeder haben wird – verlängert sich die Dauer beliebig. Doch nicht nur die Orientierung ist schwierig. Teils ausgesetzte Klettereien über so genannte Hirtenleitern sind nicht jedermanns Sache. Um Steilstufen zu überwinden, richteten die gewitzten sardischen Hirten Leitern aus Wacholderstämmen ein, die sie mit einfachen Mitteln an steile Wände zimmerten. Diese Bauwerke und andere kurze Klettereien sind mit schweren Touren-Rucksäcken eine besondere Herausforderung. Verpflegung, Biwak- und Kletterausrüstung lassen das Gepäck schnell zu einem sehr schweren Begleiter anschwellen – inklusive 50-Meter-Halbseil. Wofür wir das brauchen, sehen wir später.

All die Mühen des Tages sind vergessen, als wir unseren Biwakplatz in der Portu Pedrosu erreichen. Eine Bucht wie aus dem Bilderbuch mit türkisblauem Wasser und nur zu Fuß oder über den Wasserweg erreichbar. Zu unserer großen Verwunderung sind wir allein mit dem Strand, dem Meer und dem Vollmond darüber.

Den vollständigen Beitrag lesen Sie in der Ausgabe 02/2016.

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