Der Elb-Höhenweg

Spannende Aussichten und Einblicke in eine Flusslandschaft

Ein Höhenweg in Norddeutschland? Björn Nehrhoff von Holderberg wollte es genau wissen und machte sich auf dem Elb-Höhenweg auf die Suche nach Höhenmetern – und fand diese, neben einer fasznierenden Landschaft, schlussendlich tatsächlich.

Text/Bilder: Björn Nehrhoff von Holderberg

Der Elb-Höhenweg führt, wie es sein Name vermuten lässt, immer nahe entlang der Elbe. Ich beginne meine Wanderung in Schnackenburg, einem winzigen Bilderbuchdörflein unweit von Lüneburg im Norden Deutschlands mit einer Hand voll Straßen und hübschen Häusern mit ihren dunklen Fachwerkbalken, die den Gebäuden historische Muster aufprägen. Tatsächlich ist Schnackenburg mit seinen rund 600 Einwohnern offiziell eine der kleinsten Städte Deutschlands. Auf einem Dach entdecke ich ein Storchennest. Meister Adebar klappert mit dem Schnabel. Er ist nicht allein. In seinem Nest hocken zwei Junge, die gerade ihren weißen Kot auf das darunter liegende Dach schießen. Idylle pur!

Auf der Straße ist keine Menschenseele zu sehen, es herrscht absolute Stille. Im Zentrum des Orts lässt nichts erahnen, dass genau hier einstmals die Zonengrenze Deutschland trennte. Bis zur Wiedervereinigung war Schnackenburg also ein Grenzort am Eisernen Vorhang samt Zollstation und Binnenhafen. Heute befindet sich hier ein Grenzlandmuseum, vor dessen Eingang ein ehemaliges Patrouillenboot an Land aufgebockt liegt.

Höhenweg ohne Höhen?

Ziel meiner Wanderung ist Neu Darchau, das ich nach zweieinhalb Tagen und knapp 70 Kilometern erreichen möchte. Doch bevor ich mich immer flussabwärts fortbewege, gehe ich erst einmal ein paar Schritte hinunter zum Elbufer. »Elb-Höhenweg« scheint mir beim Anblick der Landschaft hier erstmal als eine ziemlich prahlerische Beschreibung. Die höchste Erhebung ist eine Steinaufschüttung am kleinen Hafen, an der gerade ein Schwimmbagger arbeitet. Tatsächlich bleibt auf den ersten Kilometer bis zum Ort Höhbeck der Deich das höchste der Gefühle, wie ich bald feststellen kann.

Das heißt aber nicht, dass die Strecke langweilig wäre, denn ich laufe durch den niedersächsischen Teil des Biosphären Reservats Flusslandschaft Elbe, das seit 1997 von der UNESCO anerkannt ist und mit 342.848 ha das größte im Binnenland gelegene Biosphärenreservat in Deutschland repräsentiert. Mit mehr als 1.300 hier gefundenen Pflanzenarten gilt die Flora des Elbtals als besonders artenreich. Gut 400 davon stehen auf der Roten Liste und belegen, wie wichtig ein Schutz der Region ist. Zu den Besonderheiten gehören so genannte Stromtalpflanzen, die sich nur in den Tälern großer Ströme ausbreiten, wie z.B. Spießblättriges Helmkraut, Hirschsprung und Wiesen-Alant. Auch für die Tierwelt ist das Gebiet ein Rückzugsgebiet. 150 Vogel Arten brüten hier.

Immer am oder auf dem Deich entlang, genieße ich die herrliche Ruhe, wie man sie nur noch ganz selten in Deutschland finden kann. Offene Auwälder aus Weiden, Pappeln und Eichen begleiten den Weg. Es bieten sich Einblicke in lange, dünne Altarme der Elbe. Ein Seeadler, der mit seinen breiten Flügeln segelt wie ein Brett, kreist am Himmel und lässt sich vom Aufwind in die Höhe treiben. Einzelne, tote Baumriesen stehen mahnend in der Landschaft. Auf ihren Ästen sitzen Dutzende schwarze Silhouetten: es sind Krähen. Die Elbe selbst zeigt sich mit kleinen, weißen Sandstränden, die sich hinter den Buhnen gebildet haben. Diese wie Finger in den Fluss stehenden Bauwerke aus aufgeschüttetem Schotter sollen die Fließgeschwindigkeit erhöhen, um die Güterschifffahrt zu ermöglichen. Trotz allem gilt die Elbe als eine der letzten naturnahen Großflusslandschaften Mitteleuropas. Sie fließt hier durch ein glazial geschaffenes Urstromtal. Das ist eine zurückgelassene Schmelzwasserrinne der Eiszeit, in der einst noch viel größere Wassermassen transportiert wurden als es heute die Elbe allein vermag.

Den vollständigen Beitrag lesen Sie in der Ausgabe 03/2016.

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