Slowenien

Klein, aber oho: Das Neuseeland der Alpen

Zwischen leuchtenden Weinreben über Hügelrücken wandern, dem smaragdgrün bis eisblau schimmernden Strom der Soča folgen oder auf wilden Steigen den monumentalen, grauen Kalkriesen der Julischen Alpen, den 2.864 Meter hohen Triglav, erklimmen. Slowenien betört Genusswanderer und Bergsteiger gleichermaßen mit einem überwältigenden Farbenrausch. Norbert Eisele- Hein hat sich berauschen lassen.

Text/Bilder: Norbert Eisele-Hein

Er ist der ungekrönte König des Triglav. Seit mehr als 15 Jahren klettert der 8-jährige Slowene Tomaž Novak Sommer für Sommer mehrmals wöchentlich auf den höchsten Gipfel Sloweniens. Direkt unter dem Aljažev Stolp, einer kuriosen Blechbüchse, die bei Unwettern als Schutzhütte dient und auf 2.864 Metern Höhe das Gipfelkreuz ersetzt, breitet er immer sein Sortiment aus: Bier, Radler, Energiedrinks, Schokoriegel, Postkarten, Gipfelstürmer-Shirts und einen heiß begehrten Gipfelstempel. Tja, ohne Gipfelkreuz und Gipfelbuch gibt es auch keinen Stempel. Ein lukratives Geschäftsmodell, denn es gibt noch genug Bergsteiger, denen ein Smartphone-Foto nicht genügt, die auf einen analogen Printbeweis nicht verzichtenmöchten. Der Triglav, einst auch der höchste Gipfel Jugoslawiens, ist ein echter »Hatscher«. Sämtliche Anstiege erfordern top Kondition, Trittsicherheit und Erfahrung mit Klettersteigen, darum sparen viele an jedem Gramm. Ganz in der Tradition alpiner Lastenträger schleppt Tomaž deshalb immer gute 40 Kilogramm von der Kredarici-Hütte hoch und ermöglicht Bergsteigernmit seinem Service eine gepflegte Gipfelhalbe.

In der Brda wachsen die Weinreben in den Himmel

Aber alles der Reihe nach. Slowenien ist klein, rein geographisch betrachtet fast schon winzig, nur mit einem Viertel der Fläche Österreichs. Aber aufgepasst. Wanderer und Bergsteiger finden in dem Zwergstaat ein farbenprächtiges Territorium ungeahnter Möglichkeiten. Wir pirschen uns ganz sanft ran, wandern unweit der italienischen Grenze bei Nova Gorica erst mal durch die Brda – ein betörend grüner Irrgarten mit unendlichen Hügeln, wo die Weinreben in den Himmel ranken. Rosarote Farbtupfer blühender Kirschbäume komplettieren das impressionistische Gemälde im XXL-Format. Die Brda, der Nachbar Venetiens, offenbart ein Paradies für Genusswanderer. Einsame Pfade erobern eine mittelalterliche Märchenlandschaft. Vorbei an museumsreifen Weilern, kunterbunten Streuwiesen, ausgedehnten Olivenhainen, stets begleitet vom Summen der Zikaden, begeben wir uns auf den 609 Meter hohen Sabotin. Wo einst 22 Nationen in den Schützengräben des Ersten Weltkriegs an der Isonzo-Front kämpften, wurde ein Friedenspark errichtet. Kavernen, Geschütze und eine Materialseilbahn wurden restauriert. Das dazugehörige Museum klagt bildgewaltig den Irrsinn und die Schrecken dieses Kriegs an. Einzig der phänomenale Tiefblick auf das metallen schimmernde Band des Isonzo, der hier Soča heißt und das intensive Grün der bewaldeten Hügel bizarr zerteilt, lenkt ein wenig von der düsteren Stimmung ab.


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Das Passwort (eine PIN-Nummer) zum kostenlosen Download des GPX-Tracks finden Sie in der aktuellen trekking-Ausgabe (3/2017) auf Seite 5 (Inhaltsverzeichnis), ganz rechts unten. Die GPS-Daten wurden von unseren Autoren und dem Verlag erfasst und nach bestem Wissen überprüft. Abweichungen oder Fehler können allerdings nicht ausgeschlossen werden, da sich zum Beispiel auch die Gelände-Situationen zwischenzeitlich verändern können. Sachverstand in der Beurteilung der jeweiligen Gegebenheiten vor Ort ist also unabdingbar.


Den vollständigen Beitrag lesen Sie in der Ausgabe 03/2017.

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