Auf dem International Appalachian Trail durch Irland

Amerika in Europa

Bill Bryson ist es unter anderem zu verdanken, dass der Appalachian Trail in den USA gerade zum Mekka für Fernwanderer wird. Mit seinem Buch »Picknick mit Bären« und dem gleichnamigen Film aus dem Jahr 2015 machte er den Trail weltbekannt, und so fangen viele Wanderer jeden Frühling mit dem Ziel an, den knapp 3.500 km langen Trail zu durchwandern. Aber nur ein geringer Prozentsatz kann sich nach frühestens drei Monaten einen »Thru-Hiker« nennen – jemand, der den Trail von Georgia im Süden bis nach Maine im Norden durchwandert hat. Wer sich nicht gleich drei Monate Urlaub nehmen kann, aber doch das Glücksgefühl haben möchte, einen Trail komplett zu durchwandern, der kann mit dem International Appalachian Trail in Irland anfangen, denn der ist nur 123 km lang und in einer knappen Woche zu schaffen. Hendrik Morkel hat sich nach Irland aufgemacht, um zu sehen, ob er das Zeug zum »Thru-Hiker« hat.

Text/Bilder: Hendrik Morkel

Ein »Thru-hiker« ist jemand, der einen Trail von Anfang bis Ende in einer Wanderung begeht, ohne Pausen und Hilfsmittel. Ein Section-Hiker auf der anderen Seite ist jemand, der einen Trail Stück für Stück erwandert und dort weiter macht, wo er vorher aufgehört hat. Ich habe schon einige Trails an einem Stück durchwandert, aber drei Monate Zeit für einen der langen Trails in den USA oder sonstwo auf dem Planeten sind im Moment eher schwierig. Anders sieht es bei Trails aus, die man in einer Woche von Anfang bis Ende erwandern kann – wie zum Beispiel den International Appalachian Trail im County Donegal (Irland). Der ist knapp 123 km lang und geht durch eine atemberaubende Landschaft von Bunglass an der Küste bis zur Grenze Nordirlands. Atemberaubend, wenn es gerade nicht mal wieder komplett wolkenverhangen ist oder regnet. Oder es so windig ist, dass man sich in den Wind lehnen muss, um nicht umzufallen. Aber Wetter ist Wetter, und wozu gibt es sonst gute Outdoorkleidung?

Auf die höchsten Seeklippen Europas

Inga holt mich Montag morgens im Abbey Hotel in Donegal Town ab, wo ich aufgrund eines verspäteten Flugs nur einige Stunden geschlafen habe. Aber meine erste Etappe auf dem International Appalachian Trail, kurz IAT, fängt auch gleich bei einer der Sehenswürdigkeit des Trails an, daher ist alles in Ordnung. Die Fahrt nach Bunglass ist schön und ich freue mich schon darauf, gleich mit Bren Whelan und Patrick McBrearty über die Klippen von Slieve League zu wandern – die höchsten Seeklippen in Europa und um einiges imposanter als die Cliffs of Moher weiter südlich in Irland. Am Parkplatz in Bunglass angekommen, verabschieden wir uns von Inga. Paddy, Bren und ich machen uns auf denWeg. Der erste Blick auf Slieve League ist imposant, aber mehr als die Hälfte der Klippen hängen in den Wolken und die imposanten Fotos, die man im Internet von den hohen Klippen und einem strahlend-blauen Himmel sieht, wollen uns heute bei diese Wetter nicht gelingen. Es dauert dann auch nicht lange, bis wir in den Wolken verschwunden sind und der Pfad erstmal aufhört. Denn die Klippen sind ein Naturschutz- und Vogelschutzgebiet, und es gibt keinen Pfad, der von hier nach Malin Beg führt. Zum Glück habe ich aber Bren und Paddy bei mir, die hier oben oft unterwegs sind und denen das Wetter auch nichts ausmacht. Wir unterhalten uns über das Wandern und Irland, wandern auf einem schmalen Grat im Nebel, machen eine kurze Pause bei einer Ruine und kommen irgendwann wieder aus den Wolken am Trabane Strand an. Der Sandstrand mit den Muscheln und dem Strandgut ist ein starker Kontrast zu den nassen Mooren, die wir gerade über Slieve League durchquert haben, und die frische Meerluft tut gut. Am Parkplatz verabschiede ich mich von Paddy und Bren und laufe entlang der Straße zum Aras Ghleann Cholm Cille B&B. Paul und seine Frau heißen mich herzlich willkommen, zeigen mir mein Zimmer, in dem schon die Heizung brummt, und die große Gemeinschaftsküche, die ich mir aber so früh in der Wandersaison mit niemandem teilen brauche.

Den vollständigen Beitrag lesen Sie in der Ausgabe 05/2016.

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