Äolische Inseln

Wandertouren mit Knalleffekt

Rein bergsteigerisch betrachtet sind die Gipfel der Äolischen Inseln bestenfalls zweite Wahl – doch Schwefelfumarolen, donnernde Eruptionen und glühende Lavabrocken bescheren Bergsteigern und Wanderern zusätzlich faszinierende Knalleffekte. Der 924 Meter hohe Stromboli, der Musterknabe des Vulkanismus, diente mit seinen Ausbrüchen sogar schon Odysseus auf seiner Irrfahrt durch die Antike als Leuchtturm. Norbert Eisele-Hein hat sich auf Spurensuche begeben.

Text/Bilder: Norbert Eisele-Hein

»Dove sono?« »Wo sind wir?«, fragte der skurrile, rußverschmierte Professor Lidenbrock den völlig verängstigten Hirtenjungen. »Stromboli«, heulte dieser und lief den Kraterrand hinunter. »O Stromboli«, rief Axel, »o wunderbare Reise! …, verloren, verlaufen und im dritten Monat wieder ausgespien mit der Lava.« In Jules Vernes bereits 1864 erstmals veröffentlichtem Bestseller »Reise zum Mittelpunkt der Erde« führt der wortkarge, isländische Bergführer Hans den Hamburger Geologie-Professor Otto Lidenbrock und seinen Neffen Axel über die spaltendurchzogene Eiskappe des Stratovulkans Snaefellsnes in das Erdinnere. Knapp unterhalb des Polarkreises gestartet, verbringt die Gemeinschaft drei bizarre Monate im Bauch von Mutter Erde. Ganze 5.000 Kilometer weiter südlich surft das wilde Trio schließlich auf einem Floß – mit Hilfe des »kochenden Speiteigs« brodelnder Lava – durch den Krater des Stromboli zurück an die Erdoberfläche. Utopisch, grotesk und herzerfrischend komisch, dennoch ist Vernes berühmtes Werk nicht gänzlich dem Genre »Fantasy« zuzuordnen. Folgen seine Helden doch einer technisch konkreten Phantasie, basiert das Abenteuer zumindest geografisch auf soliden Fakten. Literarisch so hochkarätig geködert, stand immer schon fest: Da musst Du mal hin!

Feuerspucker mit Suchtpotential

Szenenwechsel: »Klar, streng alpinistisch betrachtet ist der Stromboli bestenfalls zweite Wahl, aber … seit neun Jahren nehme ich jedes Jahr zwei Monate Urlaub und führe täglich auf diesen Feuerspucker. Die donnernden Eruptionen, das Brodeln der Lava – wahrscheinlich leide ich am Vulkanvirus«, philosophiert der 51-jährige Ugo Pegurri lauthals lachend. Ugo ist staatlich geprüfter Bergführer. Er durchstieg die Matterhorn-Nordwand, kletterte über den Bianco-Grat, führte Eistouren im Himalaya und in den Anden… ob Vulkane tatsächlich Suchtpotential haben? Doch alles der Reihe nach: Sieben Perlen funkeln nördlich von Sizilien im Tyrrhenischen Meer: die Äolischen Inseln. Sieben bildhübsche Schwestern, die unterschiedlicher nicht sein könnten und doch alle das gewisse Etwas ihr Eigen nennen. Alicudi, der Außenposten, kein einziges Auto, eine Handvoll Maulesel erledigt nötige Transporte. Einsame Wanderer bekommen hier das perfekte Cyber-Detox-Programm gratis. Filicudi hat immerhin schon eine Straße. Auf den mittelalterlichen Steintreppenwegen herrscht garantiert kein alpiner Rummel. Das fruchtbare Salinamit seinen beiden Gipfeln, die knapp an der Tausend-Meter-Marke schrammen. Das mondäne und teure Panarea, wo Mailänder Multis und römische Industrielle gerne mit der Hummerzange hantieren.

Den vollständigen Beitrag lesen Sie in der Ausgabe 05/2016.

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